Land: Deutschland
Datum: 21. + 22. August 2015
Region: Berchtesgaden
Vorgeschichte:
Nun ist die Tour bereits vollbracht. Mit einem ordentlichen Muskelkater in den Oberschenkeln, schreibe ich den Bericht und bin noch voller Euphorie. Es immer wieder faszinierend, welch gutes Gefühl einem die Berge verschaffen, trotz der Anstrengung die man durchlebt. Außerdem ist wieder einmal bestätigt, dass man meist mehr schafft, als man denkt.
Tag 1 / Ramsau Wimbachbrücke – Watzmannhaus
Gemeinsam mit einem Regenschauer fuhren wir in Ramsau ein. Ich zog mir gleich die Regenjacke über und verpasste meinem Rucksack die Regenhülle. Kaum erledigt, ließ der Schauer auch schon nach. Also wieder raus aus der Klamotte. Es ging sogleich Bergauf und wir kamen schnell ins schwitzen. Schnell ist der richtige Ausdruck, denn Simon legte ein gutes Tempo vor und ich hielt mich ran, um den Anschluss nicht zu verlieren.
Der Aufstieg ist mit 4h angeschrieben. Wir kalkulierten mit 3h. Der Weg führt stetig Bergauf, mit nur wenigen flachen Zwischenpassagen. Wie so oft, wenn man eine Tour im Tal startet, verläuft auch hier die Route zunächst auf einem breiten, geschotterten Weg. Nach halber Wegstrecke wechselt man auf einen schmäleren Pfad. Die Umgebung wird zunehmend eindrucksvoller. Und so marschierten wir, das Watzmannhaus im Blick, durch grünes Gefilde und ließen Höhenmeter um Höhenmeter hinter uns.
Noch ein Ankunftsbier auf der Terrasse und dann rein in die warme Stube. Mit Kniffel verkürzten wir uns die Wartezeit bis zum Abendessen. Anschließend drehten wir noch eine Runde um die Hütte. Dort herrschte eine tolle Stimmung. Um uns herum wurde es zunehmend dunkler und wir blickten auf das kleine Lichtermeer im Tal. Hinter uns ragte Watzmann und seine Kinder empor. In Vorfreude auf den nächsten Tag, und die bevorstehende Überschreitung der Gipfel, ließen wir uns in die Betten fallen.
Tag 2 / Watzmannhaus – Ramsau Wimbachbrücke
Um 5 Uhr in der Früh verließen die ersten das Lager. Wir schlummerten noch eine Stunde und nutzten dann den Platz im Zimmerlager, um unsere Rucksäcke zu packen. Die Klettersteigsets wurden griffbereit verstaut. Dann noch ein paar Scheiben mitgebrachtes Brot und ein Heißgetränk in der Stube und wir waren startklar. Punkt 7 Uhr, wie am Abend zuvor geplant, stiefelten wir los.
Und der Berg kennt keine Gnade. Es ging sofort bergauf. Zeit um sich gemütlich warmzulaufen, fehl am Platz. Ich trottete noch etwas schlaftrunken hinter den zwei Jungs her. Ab und an wurden wir überholt oder überholten selbst vorangehende. Bei voller Hütte mit 219 Schlafplätzen war zu erwarten, dass es voll werden wird.
Es war ziemlich frisch an diesem Morgen, vermutlich im einstelligen Bereich. Doch mit Sonnenschein im Nacken, mussten wir schon bald eine Schicht ausziehen. Nachdem wir den ersten knackigen Anstieg hinter uns hatten, kamen wir zügig voran und erreichten vor der angegebenen Zeit das Hocheck. Die Wolken zogen über uns hinweg und der Wind frischte etwas auf.
Vom Hocheck war es nicht mehr weit bis zur Mittelspitze.
Während ich in Bewegung war und den Weg vor mir fixierte, nahm ich die Tiefe, die uns umgab gar nicht richtig wahr. Zum Glück, denn wenn man hinunter schaut, kann es einem schon ein bissche mulmig werden. Doch das ist schnell wieder ausgeblendet, sobald man weitergeht. Mit vollem Körpereinsatz erreichten wir, nach rund 5 Stunden Gehzeit, schließlich die Südspitze. Am Gipfelkreuz machten wir, zusammen mit einigen anderen, eine größere Pause und schwelgten in Zufriedenheit und Faszination. Der erste Teil der Überschreitung ist an diesem Punkt geschafft, dann folgt der zweite Teil. Der als anstrengend, lang und steil beschriebene Abstieg. Da dieser hohe Steinschlaggefahr aufweist, zogen wir unsere Helme an.
Wir tauschten die Wanderschuhe gegen Laufschuhe ein (diese dienten uns am Abend zuvor auch gleich als Hüttenschuhe) und erreichten so leichtfüßig, nach 1 1/2 Stunden in leicht abwärts verlaufendem Gelände, den Parkplatz an der Wimbachbrücke. Dieser Abschnitt erscheint einem in Anbetracht der Kilometer zwar lang, doch er ist zügig zu absolvieren und obendrein noch schön anzusehen. Vor allem das Stück, das an der Wimbach entlang führt. Glasklares Wasser rauscht an einem vorbei und lädt zu einem Fußbad ein. Dieses hoben wir uns jedoch auf, bis wir am Parkplatz waren. Und auch da ist es nur was für ganz abgehärtete.
Mit körperlicher Erschöpfung und vielen schönen Bildern im Kopf, fand unsere bislang längste Tour ihr Ende.
Fazit:
Eine lohnenswerte Tour für Bergerfahrene und Konditionsstarke. Ob nun ein Klettersteigset unbedingt nötig ist oder nicht, sollte jeder selbst für sich entscheiden. Ich fand es gut eines dabei zu haben, sei es auch nur für den psychologischen Effekt.
Eine Übernachtung in der Wimbachgrieshütte ist aus unserer Sicht nicht unbedingt nötig. Wenn man es bis hierher geschafft hat, sind die letzten 10km auch noch machbar. Das mit den Turnschuhen war an dieser Stelle wirklich Gold wert.
Ach ja, und Muskelkater gibt es auch noch gratis dazu.
Zur kompletten Watzmann Fotogalerie
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Sehr unterhaltsamer Blog mit schönen Touren – herzliche Grüsse aus der Region Hall-Wattens in Tirol!