Land: Island
Datum: 01.- 06. Juli 2015
Region: südliches Hochland
Vorgeschichte:
Tag 1 / Anreise Landmannalaugar
Der Start in diese Tour war etwas holprig. Zuerst hatten wir Glück, dass die Hochlandstraße zum Startpunkt überhaupt offen war. Diese wurde erst ein paar Tage zuvor freigegeben, nachdem ein ungewöhnlich langer Winter in diesem Jahr die Insel beherbergte. Der Bus konnte also schonmal fahren. Jetzt musste nur noch geklärt werden, wie und vor allem wo wir unser Reisegepäck, das wir nicht auf die Tour mitnahmen, verstauen sollten. Die Schließfächer am Busterminal (BSI) waren etwas klein, sodass wir mehrere hätten mieten müssen. Außerdem war die Mietdauer auf 3 Tage begrenz. An der Information bot man uns an, das Gepäck zu verwahren. Schlappe 1000isk pro Gepäckstück und Tag. Mhh…moment…4 Gepäckstücke, das Ganze mal 6 Tage…da wären wir bei rund 160€.
Das hatten wir uns anders vorgestellt. Nach reiflicher Überlegung hatten wir die lösende Idee. Wir packten all unseren Krempel in eine unserer Transporttaschen, die wir für den Rucksack gekauft hatten, um diesen unbeschädigt im Flugzeug transportieren zu können und minimierten so alles auf ein Gepäckstück. Dann ließen wir es für 5 Tage einschließen, mit der Option einen Tag nachzuzahlen, da wir nicht sicher waren wie lange wir tatsächlich unterwegs sein werden. 500isk (ca. 35€) waren vertretbar.
Nachdem wir alles am Vorabend geregelt hatten und unser Gepäck letztendlich am frühen Morgen der Abfahrt verstaut war (gut, dass das Terminal 24h geöffnet hat) machten wir uns auf den Weg zum Bus, der gegen 8 Uhr abfuhr. Wir hatten die Nacht ganz in der Nähe des BSI übernachtet. Zwar nicht schön und nicht gemütlich, dafür aber praktisch, um nicht noch früher aufstehen zu müssen.
Mit dem Bus ging es dann durch Stadt und Land mit Sightseeing-Bandansage und schließlich über die ruckelige F Straße. Unterwegs musste der Busfahrer nochmals umdrehen, da noch 3 Leute zusteigen wollten. Also nochmals 20 Min. zurück fahren und diese einsammeln.
Nach einem zu salzigen CousCous machen wir es uns in unserem Zelt bequem, um für den nächsten Tag fit zu sein. Mit Altschnee muss wohl zu rechnen sein doch die Etappe wäre machbar, laut Auskunft in der FI Hütte. Und wenn ein Isländer sagt es sei machbar, dann ist das an der Grenzen zum Unmöglichen.
Tag 2 / Landmannalaugar – Hrafntinnusker
Tag 3 / Hrafntinnusker – Álftavatn – Hvanngil
Um 6.30 Uhr herrscht Aufbruchstimmung der Gruppen. Wir lassen den Trubel vorüberziehen und frühstücken dann gemütlich. Hier ist es so schön warm, während draußen immer noch Winter herrscht. Um 9 Uhr schlüpfen wir schließlich in die warme Stiefel und brechen auf.
Der kurze Weg hält eine neue Herausforderung für uns bereit. Das Waten durch einen Fluss. Wir stehen lange vor dem Flusslauf und halten nach einer geeigneten Stelle ausschau. Dann heißt es Hose hoch und durch. Es ist schwieriger und anstrengender als erwartet.
Am Nachmittag erreichen wir dann die Hütte in Hvanngil. Ein schöner Platz. Die Zeltplätze sind eingerahmt von alten, zu Mauern aufgeschichteten Steinen. Wir gönnen uns eine warme Dusche und genießen die Ruhe und die Sonne. Es ist nur wenig los, da die größeren Gruppen in Álftavatn untergebracht sind.
Nach einem großen Topf, voll mit Pasta Primavera, sind wir satt und zufrieden. Der Tag hat einiges wieder gut gemacht und lässt auf weiter schöne Etappen hoffen. Gut eingepackt verbleiben wir noch etwas im Freien. Doch kaum ist die Sonne weg wird es schnell kalt. Ich bin froh um jede Schicht die ich dabei habe.
Tag 4 / Hvanngil – Emstrur
Am Morgen wehte uns ein frischer Wind um die Ohren. Brrrr…Zeltstangen zusammenklappen, Schnüre einwickeln, Reißverschlüsse schließen,…mit kalten Fingern eine kleine Herausforderung. Die Hüttenwirtin meinte am Tag zuvor noch zu uns, dass das Wetter gleich gut, wenn nicht gar besser werden würde. Jaja, die Isländer und ihre Wettervorhersagen. Meisten hängen sie an ihre Vorhersagen noch ein „Du weist schon, Island eben“ oder so ähnlich, um zu unterstreichen, dass auf Island das Wetter einem schnell einen Streich spielen kann. Immerhin ist es Trocken an diesem Tag und das ist schon etwas worüber man sich freuen kann.
Lars unser Zeltnachbar ist schon los, er will direkt nach Þórsmörk laufen, ohne Zwischenstopp in Emstrur. Kurz nachdem die Belgier und Amerikaner, die wir in der Hütte kennen gelernt hatten, an uns vorbeispaziert sind, brechen auch wir auf und schon bald steht die erste Furt des Tages an. Dieses Mal, ziehe ich gleich die Hose aus. Am Tag zuvor ist sie zwar schnell getrocknet, doch bei den heutigen Wetterverhältnissen wäre eine nasse Hose ungemütlich. Also rein in das kalte Nass. Auf der anderen Flussseite bekamen wir Zuspruch und Tipps von den Belgiern. Und ein Foto wurde auch noch gleich von uns gemacht. Schließlich erreichten wir mit eiskalten und bereits weißen Füßen die andere Seite. Wir hatten Sitzunterlagen dabei, die wir uns aus einer Isomatte zurechtgeschnitten hatten. Diese kamen uns nun als Unterlage, um darauf zu stehen, zu Gute. Auf einem warmen und trockenen Untergrund zu stehen, war zu diesem Zeitpunkt Gold wert. Nachdem wir wieder angezogen waren, schauten wir noch einer französischen Reisegruppe beim Furten zu. Sie wurden von ihrem Guide angewiesen zu fünft zusammen zu gehen und Arm in Arm eingehackt den Fluss zu durchqueren. Ein netter Anblick. Jetzt aber weiter und die Füße warm laufen.
Zwei-, dreimal gehen wir über Brücken. Unter der letzten Brücke fließt ein größerer Fluss hindurch und am Flusslauf entlang, sind mehrere kleine Wasserfälle zu sehen. Eine schöne Stelle, um den Rucksack abzulegen und ein paar Meter über das weiche Moos zu gehen und die Landschaft zu genießen.
Kurze bevor wir die Hütte zu Sehen bekamen, liefen wir noch um eine große Sanddüne herum. Irre, ein so feiner schwarzer Sand, hatte ich noch nie zwischen den Fingern. Dann weiter zum Ziel. Der Wind pfiff nun recht stark. Wir bekamen einen etwas windgeschützten Zeltplatz hinter den Hütten. Dieser ist recht schön terrassiert angelegt und wir hatten noch freie Platzwahl. Nach einem reibungslosen Aufbau und einer warmen Tomatensuppe, zogen wir nochmals los und drehten eine ca. Einstündige Runde an einer gigantischen Schlucht entlang mit dem einfachen Namen „Markarfljótsgljúfur“. Dieser Abstecher lohnt sich definitiv. Eine mächtige Schlucht durchzieht das Land zur Rechten und zur Linken sieht man auf eine große Gletscherzunge.
Als wir wieder am Zeltplatz sind, herrscht schon deutlich mehr Betrieb und wir sind umringt von weiteren MSR Zelten. Als wir in unser Zelt schauen, denken wir mit Grauen an die Materialpflege, die uns erwartet. Denn der schwarze Sand hat bereits einen Weg ins Zelt gefunden. Doch im Gegensatz dazu, was uns am nächsten Tag erwarten sollte, war das noch Kleinkram. Also erst einmal Hunger stillen mit einer Extraportion CousCous. Dann geht ein Tag voller schöner Eindrücke zu Ende.
Tag 5 / Emstrur – Básar
Was für ein Tag! Aufgewacht im Chaos. Überall schwarzer Sand – Schlafsäcke, Isomatten, Kleider, Brillen, Rucksäcke, Kocher – alles voll davon. Man könnte ja alles nehmen und draußen ausschütteln. Wenn da nicht der ekelhafte Sprühregen und der kalte Wind wären. Wir beschließen erst einmal im Zelt zu bleiben und bis 11 Uhr abzuwarten. Gefrühstückt wird heute im Bett, mit ein paar Riegeln. Tatsächlich wird der Regen mit der Zeit schwächer und so können wir gegen 12 Uhr aufbrechen.
Es geht mehrfach hoch und runter, über Sand, Steine, etwas Schnee und Matsch. Zwischendurch etwas langatmig und der Rucksack zwickt hier und da. Dennoch gibt es immer wieder etwas woran man sich erfreuen kann. Zum Beispiel einen Fluss zu furten. Mit vorgewärmten Füßen und eingehackt wie die Franzosen, queren wir zügig den Fluss Þröngá. Für mich war das Furten zu zweit leichter und mit mehr Stabilität verbunden. Das Flussbett der Þröngá ist mächtig, doch zum Glück war dies nicht gänzlich ausgefüllt, sondern teilte sich in mehrere kleine Arme.
An der Hütte angelangt beschließen wir, weiter nach Basar zu laufen, um uns die Option nach Skógár und damit über den Fimmvörðuháls, offen zu halten. Aufgrund des Schnees und des instabilen Wetters schwankten wir sehr bzgl. der letzten möglichen Etappe. Laufen oder nicht laufen?
Am Fluss Krossá entlang, über zwei mobile Brücken und nochmals ein gutes Stück weiter, erreichten wir den Campingplatz und suchten nach dem schönsten Fleck für unser Zelt. Schließlich landeten wir auf dem Spielplatz. Wir trockneten unsere Sachen am Schaukelgerüst und waren sehr überrascht, als sich die Sonne blicken lässt. Ein schöner Abschluss nach einem Tag mit 19km Strecke und gefühlten 4 Jahreszeiten. Die Krönung war noch ein Stück Schokolade.
Für den nächsten Tag standen uns nun zwei Optionen zur Wahl. 1. Wir nehmen eine letzte große Etappe von ca. 25km und um die 1000hm auf uns oder 2. wir laufen nach Þórsmörk verbringen dort einen entspannten Tag mit Hotpot und Sauna.
Tag 6 / Básar – Fimmvörðuháls – Skógár
Auf nach Skógár. Wir hatten bislang Höhen und Tiefen auf der Tour und die Entscheidung ob nun nach Skógár oder nicht, ließ lange auf sich warten. Doch Odin, oder wem auch immer, sei Dank. Als der Wecker um 7 Uhr klingelte, schien bereits die Sonne und es herrschte Windstille. Die Entscheidung war getroffen.
Der Anstieg mit knapp 900hm auf etwa 10km gingen leichter als erwartet. Dennoch waren die Passagen durch den Schnee ordentlich schweißtreibend.
Auf der Etappe liegt auch der berühmt berüchtigte Eyjafjallajökull.
Oben am Fimmvörðuháls gibt es keine Möglichkeit zu zelten. Übernachten kann man nur in der Hütte. Wir liefen unterhalb der Hütte den Weg weiter und machten an einem weniger windigen Platz eine längere Pause. Dann begann der Abstieg. Er ist sanft und zieht sich dadurch sehr lange hin. Der Schnee taute auf dieser Seite bereits und das Gehen war etwas mühsam. Wir freuten uns, als der Schnee hinter uns lag und wieder mehr Grün ins Spiel kam. Mitverantwortlich dafür ist auch der Fluss Skógár, der die Landschaft durchzieht. Der Fluss verschwand hier und da unter einer Schneedecke und tauschte dann plötzlich wieder tosend hervor. Hinzukommen viele kleinere und größere Wasserfälle. Das war ein tolles Schauspiel und sorgte für Abwechslung.
Fazit:
Eine beeindruckende und abwechslungsreiche Tour. Wer Island nur von der Ringstraße her kennt, dem soll gesagt sein, dass es sich lohnt die Insel auch in ihrem Inneren kennen zu lernen, denn hier offenbart sie nochmals ihre Schönheit. Diese Tour ist ein Klassiker und dementsprechend hoch die Besucherquote. Dennoch verteilten sich die Massen über die Strecke, sodass man lange Wege zurücklegen konnte, ohne dabei jemandem zu begegnen.
Für uns eine unvergessliche Reise, bei der sich wiedereinmal alles Anstrengungen gelohnt haben. So viele Gegensätze begegnen einem auf einen Blick, das ist unglaublich. Beeindruckend und Atemberaubend, mit Ehrfurcht vor der Natur und ihren Gewalten.
Zur kompletten Laugavegur Fotogalerie
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