Val Grande

Land: Italienvalgrande117
Datum: 09. – 12. September 2010
Region: Piemont

Vorgeschichte:
Bereits im Frühsommer diesen Jahres wollten wir gemeinsam mit zwei Freunden eine Tour durch das Val Grande wagen, haben dann aufgrund der Schneeverhältnisse jedoch beschlossen, die Tour in den September zu verschieben. Das Val Grande ist ein Nationalpark in den italienischen Alpen in der Nähe des Lago Maggiores. Letzte Woche war es dann endlich soweit. Wir planten eine Tour über vier Tage hinweg mit Übernachtungsmöglichkeiten in unbewirtschafteten Hütten, den sogenannten Bivacchios. Folgendes haben wir uns vorgenommen: Erster Tag Aufstieg von Malesco aus, zum Bivacchio Cortechiuso, von da aus am nächsten Tag weiter zum Bivacchio In la Piana. Am dritten Tag weiter zur Alpe della Colma von wo aus am vierten und letzten Tag der Abstieg nach Primosello erfolgen sollte.
Doch es kam alles anders als geplant.


Tag 1:
Da wir beschlossen hatten mit dem Zug zu fahren, ging es für uns am Donnerstag bereits um 03:47 Uhr voll bepackt in Karlsruhe am Hauptbahnhof los. Nach zweimaligem Umsteigen kamen wir um 11:00 Uhr hochmotiviert in Malesco an. Noch schnell eine italienische Salami gekauft und die Trinkflaschen aufgefüllt. valgrande083Um 11:30 Uhr standen wir dann vor dem Einstieg in Pianezza auf 792hm. Es folgte ein langer Anstieg zur Capell del Croup auf 1559hm. Nach einiger Zeit der Suche haben wir die Kapelle dann auch gefunden und eine längere Pause eingelegt. Was hätte es schöneres geben können, als auf einem Berg in der Sonne zu sitzen mit einem herrlichen Blick rings herum auf die Alpen. Doch bereits hier hätten wir merken müssen, dass wir eigentlich zu viel Zeit für den Aufstieg gebraucht haben und schon weiter voraus sein sollten. valgrande099Auf dem Grat Testa del Mater entlang ging es weiter in Richtung Bivacchio, ein ständiges Auf und Ab zwischen 1773 hm und 1850 hm. Anschließend folgte ein heftiger Abstieg von 400hm bei dem der Trekkingstock von Chris zu Bruch ging. Nach einer weiteren Pause machten wir uns wieder auf den Weg zur heiß ersehnten Unterkunft. Wieder folgte ein Anstieg und als wir oben angekommen sind, waren wir uns nicht ganz sicher ob wir nun den linken oder rechten Weg einschlagen sollten. Wir entschieden uns für den rechten Weg und rechneten jeder Zeit damit das Bivacchio zu Gesicht zu bekommen. Wir kämpften uns vorwärts auf einem schmale Pfad entlang des Berges. Am Ende standen wir wieder vor einem Aufstieg ohne Sicht auf das Bivacchio Cortechiuso. Ein Blick auf die Uhr verriet uns, dass es bereits in einer Stunde dunkel wird. Nun war es an der Zeit sich zu entscheiden. Den Anstieg wagen und hoffen, dass die Hütte dahinter ist, oder den Rückweg einschlagen und die Nacht in einer Notunterkunft, die wir auf dem Herweg gesichtet hatten, verbringen. Wir entschieden uns dafür den Rückweg anzutreten, da es uns zu riskant war im Dunkeln auf einem Gipfel zu stehen, vor allem weil wir uns nicht sicher sein konnten, dass die Unterkunft dahinter ist. Zügig liefen wir zurück. valgrande130Mit Stirnlampen ausgerüstet stiegen wir ab zu der verlassenen Alpe La Forcola. Diese erreichten wir gegen 20:45 Uhr und mussten feststellen, dass es sich hierbei um einen verlassenen Ziegenstall handelt. Mit den Steinplatten die herumlagen haben wir uns einen Schlafplatz hergerichtet, um nicht in den Hinterlassenschaften der Ziegen zu schlafen.
Warm angezogen kuschelten wir uns in unsere Schlafsäcke, aßen noch eine Fruchtschnitte zum Abendessen und verbrachten dann eine weniger gute Nacht bei ca. 5° C in den Alpen. Wenigstens wissen wir nun, dass unsere Schlafsäcke auch bei solchen Temperaturen einsetzbar sind.
Tag 2:valgrande135
Um 9:00 Uhr stiegen wir hungrig und erschlagen vom vorherigen Tag ab nach Le Fornaci auf 1327hm. Dort machten wir vor einer verschlossenen Hütte ein Feuer, um erst einmal ordentlich zu frühstücken. Nun war es an der Zeit neue Pläne zu schmieden. Für uns war klar, dass wir die Tour nicht wie geplant weiter laufen wollen, da uns der vorherige Tag noch ziemlich in den Knochen steckte und wir das Gefühl hatten zu sehr unter Zeitdruck zu geraten, wenn wir wieder auf die ursprüngliche Route gelangen wollen. Unsere Mitstreiter wollten die Route jedoch wie geplant fortsetzen. valgrande046Also beschlossen wir getrennt zu laufen, um uns am Ende der Woche wieder in Domodossola zu treffen. Am Fluss genossen wir erst einmal noch die herrliche Aussicht und das schöne Wetter. Außerdem liesen wir uns die Möglichkeit einer Katzenwäsche nicht entgehen. Mit neuem Tatendrang machten wir uns auf den Weg Richtung Malesco. Am Fluss entlang ging es wieder hinunter auf 800 hm. Da wir das Val Grande nicht schon wieder verlassen wollten, suchten wir nach einer alternativen Route. Leider gab es kein Bivacchio mehr in der Nähe, jedoch eine bewirtschaftete Alpe. Also machten wir uns auf den Weg zu der auf 1477 hm gelegenen Alpe Cortino. Dort kamen wir bereits um 16:30 Uhr an, nach einem anstrengenden aber dennoch lohnenswerten Anstieg durch den Wald. Bei gigantischer Sicht und einer netten italienischen Familie entspannten wir uns in der Sonne.

Tag 3:valgrande063
Nach knapp 11 Stunden erholsamen Schlaf wurden wir von idyllisch läutenden Kuhglocken geweckt. Wir wären gerne noch eine Nacht auf der Alpe geblieben, vor allem weil wir von da aus einen Gipfel hätten besteigen können. Allerdings ging uns das Bargeld aus, weshalb wir beschlossen den Rückweg nach Malesco anzutreten. Also stiegen wir wieder runter was wir am Tag zuvor hoch gegangen sind. Weiter ging es bergab. Mal auf schmalen Wegen, über Brücken oder auf steinigem Waldboden. Bereits am Mittag waren wir zurück in Malesco auf 764hm. Mit der Bahn fuhren wir nach Domodossola, wo wir noch eine Nacht verbrachten.

Tag 4:valgrande072
Wir nutzten die Zeit bis zur Rückfahrt nach Karlsruhe, um uns Domodossola anzusehen aber auch um ein Fazit aus der ganzen Sache zu ziehen, womit wie auch schon beim Thema wären.

Unser Fazit:
Zwar lief alles anders als gedacht, dennoch sind wir nicht unglücklich darüber. Mehr hätten wir für die Zukunft nicht daraus lernen können. Wir werden zukünftig:

  • einen Puffertag einplanen um unvorhersehbare Ereignisse abfangen zu können
  • immer genug Bargeld mitnehmen
  • Routen besser durchplanen. Das heißt: mehr Ziele stecken, Pausen gezielt einlegen und Punkte in die Karte eintragen, die wir zu festgelegten Zeiten erreichen müssen
  • an jeder Wasserstelle die Flasche auffüllen, man weis nie so genau was kommt

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